National Trust - Dunham Massey
Sehenswürdigkeit | Altrincham | England | Großbritannien
Der National Trust - Dunham Massey in Altrincham, England, ist eine der bedeutendsten historischen Stätten Großbritanniens und ein herausragendes Beispiel für ein englisches Landgut, das von der National Trust verwaltet wird. Dieses Anwesen, bestehend aus einem georgianischen Herrenhaus, einem weitläufigen Hirschpark und wunderschönen Gärten, bietet einen tiefen Einblick in die Geschichte, Architektur und Natur der Region. Es liegt in der Nähe der Stadt Altrincham, eingebettet zwischen der urbanen Energie von Manchester und der ländlichen Ruhe von Cheshire, und ist ein beliebtes Ziel für Besucher, die Kultur und Natur gleichermaßen schätzen.
Die Geschichte von Dunham Massey reicht bis ins Mittelalter zurück, als das Land im Besitz der Familie Massey war, einer einflussreichen Baronenfamilie. Das heutige Herrenhaus wurde jedoch im frühen 17. Jahrhundert von Sir George Booth erbaut, der 1611 einer der ersten Barone unter König James I. wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Gebäude mehrfach umgestaltet, insbesondere zwischen 1732 und 1740, als George Booth, der 2. Earl of Warrington, den Architekten John Norris beauftragte, das Haus in eine elegante georgianische Residenz zu verwandeln. Spätere Änderungen im 18. und frühen 20. Jahrhundert durch John Hope und Joseph Compton Hall fügten weitere architektonische Elemente hinzu, darunter eine neokarolinische Fassade. Seit 1976, als Roger Grey, der 10. und letzte Earl of Stamford, das Anwesen der National Trust übergab, ist es der Öffentlichkeit zugänglich – eine der großzügigsten Schenkungen in der Geschichte der Organisation.
Das Herrenhaus selbst ist ein architektonisches Juwel und zählt zu den Grade-I-geschützten Gebäuden in Trafford. Es besteht aus einem doppelten Innenhof, erbaut in flämischem Ziegelmauerwerk mit Steinverzierungen und einem Dach aus Schiefer. Im Inneren beeindruckt es mit einer reichen Sammlung, darunter eine der bedeutendsten Kollektionen hugenottischen Silbers, die vom 2. Earl of Warrington zusammengetragen wurde. Zu den Highlights gehören ein silberner Eierbecherhalter, der als eines der ältesten erhaltenen Stücke dieser Art in Europa gilt, sowie ein prächtiger Silberzisterne von 1741. Weitere Kostbarkeiten sind eine Holzschnitzerei „Die Kreuzigung“ von Grinling Gibbons aus dem 17. Jahrhundert und ein antiker Marmorbüste des römischen Kaisers Hadrian, dessen Kopf authentisch ist, während Hals und Schultern aus dem 18. Jahrhundert stammen. Die Bibliothek mit etwa 3.500 historischen Büchern und das handgeschriebene Rezeptbuch von Lady Mary Booth bieten zusätzliche Einblicke in das Leben der ehemaligen Bewohner.
Ein besonderes Kapitel der Geschichte des Hauses ist seine Nutzung als Stamford Military Hospital während des Ersten Weltkriegs. In dieser Zeit wurden die prunkvollen Räume in Krankenstationen umgewandelt, um verwundete Soldaten zu versorgen, was die Anpassungsfähigkeit des Anwesens zeigt. Heute wird diese Episode oft in Ausstellungen thematisiert, die die Geschichten der Patienten und des Personals lebendig machen.
Der Hirschpark, der das Herrenhaus umgibt, erstreckt sich über etwa 120 Hektar und ist seit dem Mittelalter als „pasture-woodland“ bekannt. Er beherbergt eine Herde von Damhirschen, die frei zwischen uralten Eichen und anderen Bäumen umherstreift, von denen viele aus dem 17. Jahrhundert stammen. Dieser Park ist einer der wenigen verbliebenen Orte in Nordwestengland mit einer solch hohen Dichte an alten Bäumen und wurde als Site of Special Scientific Interest anerkannt. Die Landschaft bietet zugängliche Wege, die durch die Parklandschaft führen, und lädt Besucher zu ausgedehnten Spaziergängen ein, bei denen sie die Natur und die friedliche Atmosphäre genießen können.
Die Gärten von Dunham Massey sind ein weiteres Highlight und gelten als „plantsman’s garden“ aufgrund ihrer Vielfalt mit über 700 Pflanzenarten und 1.600 Bäumen und Sträuchern. Besonders bemerkenswert ist der Wintergarten, der mit sieben Hektar der größte seiner Art in Großbritannien ist. Hier blühen im Frühjahr Schneeglöckchen, Narzissen und Blauglöckchen in einem beeindruckenden Farbenspiel, während der Rosengarten im Sommer mit duftenden Bögen und leuchtenden Blüten begeistert. Weitere architektonische Elemente wie eine viktorianische Rindenhütte und eine Orangerie ergänzen die Gärten und bieten pittoreske Fotomotive.
Neben dem Herrenhaus und den Gärten gibt es weitere historische Gebäude auf dem Anwesen, darunter die gut erhaltene Wassermühle, die möglicherweise auf das Jahr 1616 zurückgeht, sowie die Stallungen und das Kutscherhaus, die ebenfalls Grade-I-geschützt sind. Diese Bauten erzählen von der praktischen Seite des Landlebens und sind heute teilweise für Besucher zugänglich, etwa durch Führungen oder als Restaurant.
Dunham Massey ist auch ein Ort für Gemeinschaft und Veranstaltungen. Saisonale Highlights wie festliche Lichterpfade zu Weihnachten oder Naturerkundungen für Familien ziehen regelmäßig Besucher an. Die National Trust bietet Programme für Kinder, wie etwa die „Speechly the Pineapple“-Tour, bei der junge Entdecker die Geschichte des Hauses spielerisch kennenlernen können. Kulinarisch gibt es ein Café im Besucherzentrum und ein Restaurant in den Stallungen, die eine Auswahl an Snacks, warmen Speisen und saisonalen Leckereien bieten, oft mit Blick auf die Gärten oder den Park.
Dunham Massey ist somit weit mehr als ein historisches Anwesen – es ist ein lebendiges Zeugnis der Vergangenheit, ein Naturparadies und ein Ort der Erholung. Es erzählt die Geschichte zweier bedeutender Familien, der Booths und der Greys, und verbindet georgianische Pracht mit der wilden Schönheit des Hirschparks. Ob man die Schätze im Haus bestaunt, durch die Gärten schlendert oder die Hirsche beobachtet, Dunham Massey bietet ein vielseitiges Erlebnis, das die kulturelle und natürliche Vielfalt Großbritanniens eindrucksvoll zur Geltung bringt.