Lindisfarne Castle
Sehenswürdigkeit | Berwick-upon-Tweed | England | Großbritannien
Das Lindisfarne Castle in Berwick-upon-Tweed, England, ist eine faszinierende Sehenswürdigkeit, die Geschichte, Architektur und eine atemberaubende Lage auf der Heiligen Insel Lindisfarne, auch bekannt als Holy Island, miteinander verbindet. Diese kleine, aber beeindruckende Festung thront auf einem vulkanischen Felsvorsprung an der Nordostküste Northumberlands und bietet einen unvergleichlichen Blick über die Nordsee und die umliegende Landschaft. Unter der Obhut des National Trust ist das Schloss ein beliebtes Ziel für Besucher, die sowohl die historische Bedeutung als auch die raue Schönheit der Insel schätzen. Es ist ein Ort, der durch seine Abgeschiedenheit und die Gezeiten, die die Insel zeitweise vom Festland trennen, eine ganz besondere Atmosphäre ausstrahlt.
Die Geschichte des Lindisfarne Castle beginnt im 16. Jahrhundert, als es ab 1542 unter Heinrich VIII. als militärische Verteidigungsanlage gegen schottische Übergriffe errichtet wurde. Es nutzte Steine aus dem nahegelegenen Lindisfarne Priory, einem Kloster, das während der Reformation zerstört wurde, was dem Bau eine zusätzliche historische Schicht verleiht. Das Schloss diente über Jahrhunderte als Festung und Garnison, verlor jedoch im 19. Jahrhundert seine militärische Bedeutung, als die Kanonen veraltet waren. Im Jahr 1901 kaufte Edward Hudson, der Gründer des Magazins *Country Life*, das Anwesen und beauftragte den renommierten Architekten Sir Edwin Lutyens mit einer Umwandlung in ein privates Ferienhaus. Lutyens' Arbeit verlieh dem Schloss eine einzigartige Mischung aus mittelalterlicher Robustheit und edwardianischem Komfort, die es heute prägt.
Das Schloss selbst ist kompakt, aber voller Charakter. Der Eingang führt über eine steile, gepflasterte Rampe, die einst Kanonen transportierte, in ein labyrinthartiges Inneres aus engen Gängen und kleinen Räumen. Die von Lutyens gestalteten Wohnräume – darunter das Esszimmer mit seinem gewaltigen Kamin und die Küche mit originalen Einbauten – strahlen eine gemütliche Wärme aus, die den rauen Steinwänden einen Kontrast bietet. Besonders beeindruckend ist der „Ship Room“, wo ein Modellschiff an der Decke hängt und an die maritime Geschichte der Insel erinnert. Die Fenster, oft mit Blick auf die stürmische See oder die Dünenlandschaft, sind bewusst klein gehalten, um die Festungsstruktur zu bewahren, bieten aber dennoch spektakuläre Ausblicke. Die oberen Wehrmauern, die man über enge Treppen erreicht, sind ein Highlight: Von hier aus sieht man die Küste bis nach Bamburgh Castle und bei klarem Wetter sogar die Farne-Inseln.
Die Atmosphäre des Lindisfarne Castle ist geprägt von einer Mischung aus Wildheit und Intimität. Die salzige Meeresluft, das Heulen des Windes und das Krächzen der Möwen schaffen eine raue Kulisse, während die Inneneinrichtung mit ihren Holzmöbeln und historischen Details ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt. Der Garten, von Gertrude Jekyll entworfen, liegt etwas abseits in einem geschützten Winkel und überrascht mit seinen farbenfrohen Blumenbeeten, die trotz des rauen Klimas gedeihen. Dieser „Walled Garden“ ist ein verstecktes Juwel, das die Vision von Lutyens und Hudson komplettiert – eine romantische Ergänzung zur kargen Festung.
Für Besucher bietet das Schloss eine Fülle an Erlebnissen. Die Gezeiten spielen eine entscheidende Rolle: Die Insel ist nur bei Ebbe über einen Damm erreichbar, was jedem Besuch einen Hauch von Abenteuer verleiht. Im Inneren erzählen freiwillige Helfer des National Trust Geschichten über die militärische Vergangenheit, die Schmuggler, die die abgelegene Lage nutzten, und die künstlerische Transformation durch Lutyens. Für Familien ist die Erkundung der Wehrmauern und des Gartens ein Vergnügen, auch wenn die steilen Treppen und unebenen Böden für kleine Kinder oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine Herausforderung darstellen können. Es gibt kein Café direkt im Schloss, aber die nahegelegenen Dörfer auf der Insel bieten Teestuben und Pubs mit traditionellen Speisen wie Krabben-Sandwiches oder frischem Fisch, die nach der Erkundung willkommen sind.
Die Umgebung des Schlosses verstärkt seinen Reiz. Die Heilige Insel selbst ist ein Ort von spiritueller Bedeutung, bekannt für das Lindisfarne Priory, wo der heilige Cuthbert wirkte und die berühmten Lindisfarne-Evangeliarien entstanden. Die Dünen, Salzwiesen und Strände rund um das Schloss sind ein Paradies für Vogelbeobachter – Seehunde und Zugvögel wie Austernfischer sind hier keine Seltenheit. Der Weg zum Schloss, oft ein Spaziergang über die Salzwiesen, ist ebenso Teil des Erlebnisses wie der Besuch selbst.
Das Lindisfarne Castle besticht durch sein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und seine einzigartige Kombination aus Geschichte, Architektur und Natur. Kritik gibt es selten, auch wenn manche Besucher die begrenzte Größe des Schlosses oder die Abhängigkeit von den Gezeiten als Einschränkung empfinden. Dennoch überwiegt die Faszination: Es ist ein Ort, der die raue Schönheit Northumberlands mit einem Hauch von Eleganz verbindet und durch seine Abgeschiedenheit eine besondere Magie entfaltet. Für jeden, der Berwick-upon-Tweed oder die Nordostküste Englands besucht, ist das Lindisfarne Castle ein absolutes Highlight – ein kleines, aber mächtiges Zeugnis menschlicher Geschichte inmitten einer wilden Naturlandschaft.