Bigod Castle, Bungay

Sehenswürdigkeit | Bungay | England | Großbritannien

Das "Bigod Castle" in Bungay, England, ist eine historische Burgruine, die eine bedeutende Rolle in der mittelalterlichen Geschichte der Region spielte und heute als faszinierende Sehenswürdigkeit Besucher anzieht. Diese Burg, auch einfach als Bungay Castle bekannt, liegt in der kleinen Marktstadt Bungay in der Grafschaft Suffolk, strategisch günstig an einer Schleife des River Waveney gelegen. Erbaut im 12. Jahrhundert von der mächtigen normannischen Familie Bigod, ist sie ein beeindruckendes Zeugnis der turbulenten Vergangenheit Englands und der Machtkämpfe zwischen Adel und Krone. Heute wird die Burg vom Bungay Castle Trust verwaltet und steht als Grade-I-Bauwerk unter Denkmalschutz, was ihre historische und architektonische Bedeutung unterstreicht.

Die Geschichte des Bigod Castle beginnt um 1100, als Roger Bigod, ein normannischer Ritter, das Land von König Heinrich I. erhielt als Belohnung für seine Unterstützung bei der Eroberung Englands im Jahr 1066. Roger ließ zunächst eine Motte-and-Bailey-Burg aus Holz und Erde errichten, die die natürliche Verteidigung durch den Fluss nutzte. Sein Sohn Hugh Bigod, der 1120 die Familiengüter erbte, wurde zu einer zentralen Figur in der Anarchie, einem Bürgerkrieg zwischen König Stephan und Kaiserin Matilda. Hugh nutzte Bungay als Machtbasis und rebellierte 1136 gegen König Stephan, indem er das königliche Schloss von Norwich eroberte. Stephan versuchte, seine Loyalität durch die Ernennung zum Earl of Norfolk zu sichern, doch Hugh blieb ein unruhiger Geist. Im Jahr 1154 konfiszierte König Heinrich II. die Burg wegen Hughs fragwürdiger Loyalität, gab sie jedoch 1164 zurück. Daraufhin ließ Hugh zwischen 1165 und 1173 einen massiven rechteckigen normannischen Donjon aus Stein bauen, dessen Wände fünf bis sieben Meter dick und über 33 Meter hoch waren – ein Symbol seiner Macht und seines Trotzes.

Hughs Rebellionen setzten sich fort, und während der Revolte von 1173–1174 stellte er sich erneut gegen Heinrich II. Die königlichen Truppen belagerten Bungay, untergruben die Mauern und zerstörten den Donjon teilweise, nachdem Hugh gezwungen war, sich zu ergeben. Er rettete die Burg vor völliger Zerstörung, indem er eine Strafe von 1.000 Mark zahlte, bevor er auf einen Kreuzzug nach Syrien aufbrach, wo er 1177 oder 1178 starb. Die Ländereien wurden später unter Richard I. an die Bigods zurückgegeben, doch die Familie konzentrierte sich mehr auf Framlingham Castle, sodass Bungay vernachlässigt wurde. Im Jahr 1294 ließ Roger Bigod, der 5. Earl of Norfolk, die Burg wieder aufbauen und fügte die markanten zweitürmigen Tortürme sowie eine hohe Kurtine hinzu. Nach seinem Tod 1306 ohne Erben fiel die Burg an die Krone und verfiel allmählich, bis sie 1382 als „alt und ruinös“ beschrieben wurde.

Im Jahr 1483 ging das Bigod Castle in den Besitz der Dukes of Norfolk über, die es bis ins 20. Jahrhundert hielten, mit kurzen Unterbrechungen. Im 18. Jahrhundert wurde die Ruine teilweise als Steinbruch genutzt, und der Donjon sowie Teile der Mauern wurden für den Straßenbau abgetragen. Restaurierungsarbeiten begannen 1934 unter der Leitung des Amateurarchäologen Leonard Cane, der als Town Reeve von Bungay die Bedeutung des Ortes erkannte. Diese Bemühungen legten verborgene Strukturen frei und retteten die Überreste vor weiterem Verfall. 1987 schenkte der 17. Duke of Norfolk die Burg der Stadt Bungay, und der Bungay Castle Trust übernahm die Verwaltung, um das Erbe zu bewahren.

Die heutigen Überreste des Bigod Castle sind beeindruckend, auch wenn sie nur einen Bruchteil der einstigen Größe zeigen. Die massiven zweitürmigen Tortürme, die fast in voller Höhe erhalten sind, dominieren die Ruine und zeugen von der Wehrhaftigkeit der Anlage. Die Kurtine und Fragmente des Donjons sind ebenfalls sichtbar, ebenso wie ein Minentunnel, der während der Belagerung von 1174 gegraben wurde und heute freigelegt ist. Der Innenbereich, einst das Herz der Burg, ist heute eine grasbewachsene Fläche mit schönen Ausblicken über das Waveney-Tal. Trotz ihres ruinösen Zustands vermitteln die Überreste einen Eindruck von der einstigen Pracht und Bedeutung dieses Ortes, der von Hugh Bigod selbst als uneinnehmbar gepriesen wurde.

Die Umgebung des Bigod Castle fügt seiner Atmosphäre eine besondere Note hinzu. Es liegt versteckt hinter modernen Gebäuden und Geschäften, was es zu einem überraschenden Fund inmitten der Stadt macht. Ein schmaler Pfad führt zur Ruine, die von einem ehemaligen Burggraben umgeben ist, über den heute eine kleine Brücke führt. Die Nähe zum Fluss Waveney und die erhöhte Lage bieten eine malerische Kulisse, die die strategische Wahl des Standorts unterstreicht. Besucher können die Ruine erkunden und sich in eine Zeit versetzen lassen, in der die Bigods hier ihre Macht ausübten.

Das Bigod Castle ist mehr als nur ein historisches Relikt – es ist ein Ort, der Geschichten von Macht, Rebellion und Wandel erzählt. Für Besucher bietet es eine Gelegenheit, die mittelalterliche Vergangenheit Englands zu erleben und die Rolle der Bigod-Familie in der Geschichte Ostangliens zu verstehen. Es mag nicht so groß oder bekannt sein wie andere Burgen, doch genau diese Bescheidenheit, gepaart mit seiner bewegten Geschichte, macht es zu einem besonderen Ziel. Wer Bungay besucht, findet im Bigod Castle ein verstecktes Juwel, das die raue Schönheit und die komplexe Vergangenheit der Region eindrucksvoll einfängt.

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