Gloucester Cathedral
Sehenswürdigkeit | Gloucester | England | Großbritannien
Die Gloucester Cathedral in Gloucester, England, ist eine der beeindruckendsten und historisch bedeutendsten Kathedralen Großbritanniens und ein herausragendes Beispiel mittelalterlicher Architektur. Offiziell als „Cathedral Church of St Peter and the Holy and Indivisible Trinity“ bekannt, steht sie unter der Verwaltung der Church of England und dient als aktiver Gottesdienstort sowie als Touristenattraktion. Im Herzen der Stadt Gloucester gelegen, ist sie ein Symbol der religiösen und kulturellen Geschichte der Region, die über 1.300 Jahre zurückreicht. Ihre Schönheit und ihre Rolle in der Geschichte – von Königsgräbern bis hin zu Drehorten für moderne Filme wie „Harry Potter“ – machen sie zu einem unverzichtbaren Ziel für Besucher.
Die Geschichte der Gloucester Cathedral beginnt im Jahr 678 oder 679, als eine angelsächsische Abtei von Osric, einem lokalen Herrscher, gegründet wurde, die der heiligen Peter gewidmet war. Diese Abtei entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem wichtigen religiösen Zentrum. Nach der normannischen Eroberung wurde 1089 unter Abt Serlo mit dem Bau der heutigen Kathedrale begonnen, die zunächst als Benediktinerkloster diente. Nach der Auflösung der Klöster unter Heinrich VIII. im Jahr 1541 wurde sie zur Kathedrale der neu gegründeten Diözese Gloucester erhoben. Ihre Entwicklung spiegelt den Wandel von einer bescheidenen angelsächsischen Kirche zu einer der großartigsten gotischen Bauwerke Englands wider, mit Bauphasen, die vom 11. bis zum 15. Jahrhundert reichen.
Architektonisch ist die Kathedrale ein Meisterwerk, das verschiedene Stile vereint, wobei die Gotik dominiert. Der normannische Baustil zeigt sich im massiven Hauptschiff mit seinen wuchtigen Rundbögen und Säulen, die aus dem 11. Jahrhundert stammen und eine beeindruckende Robustheit ausstrahlen. Der Chor und das östliche Ende hingegen sind ein frühes Beispiel des Perpendicular Gothic-Stils, der im 14. Jahrhundert unter Abt Walter Frocester vollendet wurde. Besonders berühmt ist das Ostfenster, eines der größten mittelalterlichen Glasfenster Europas, das mit 26 Metern Höhe und 12 Metern Breite Szenen aus dem Leben Jesu und der Krönung Mariens darstellt. Dieses Fenster, erbaut um 1350, ist ein Triumph der mittelalterlichen Glasmalerei und flutet den Chor mit farbigem Licht.
Ein weiteres Highlight ist der Kreuzgang, der als einer der schönsten Englands gilt und zwischen 1351 und 1377 errichtet wurde. Seine fächerartigen Gewölbe waren eine architektonische Innovation und markierten den Beginn des Perpendicular-Stils. Fans der „Harry Potter“-Filme erkennen den Kreuzgang sofort, da er als Kulisse für die Gänge von Hogwarts diente, etwa in „Harry Potter und der Stein der Weisen“. Die filigranen Steinmetzarbeiten und die ruhige Atmosphäre machen ihn zu einem Ort der Besinnung und Bewunderung. Vom Kreuzgang aus gelangt man in das Kapitelhaus, wo einst die Mönche zusammenkamen, und in die Sakristei, die weitere historische Details bewahrt.
Die Kathedrale beherbergt auch bedeutende Gräber, darunter das von König Edward II., der 1327 unter mysteriösen Umständen in Berkeley Castle ermordet wurde. Sein prächtiges Grabmal im Chor, aus Alabaster gefertigt und mit einer lebensgroßen Statue des Königs versehen, wurde im 14. Jahrhundert errichtet und zog Pilger an, deren Spenden den Umbau der Kathedrale finanzierten. Ein weiteres Grab gehört Robert Curthose, dem ältesten Sohn Wilhelms des Eroberers, dessen hölzerne Statue eine seltene mittelalterliche Darstellung ist. Diese königlichen Verbindungen verleihen der Kathedrale eine zusätzliche historische Bedeutung.
Die Struktur der Kathedrale hat die Jahrhunderte bemerkenswert gut überstanden, obwohl sie im Bürgerkrieg 1642–1646 von parlamentaristischen Truppen belagert wurde. Dank der Bemühungen lokaler Bürger blieb sie größtenteils unversehrt. Restaurierungen im 19. Jahrhundert, unterstützt durch die viktorianische Begeisterung für Gotik, sorgten dafür, dass sie ihren ursprünglichen Glanz behielt. Der Turm, der im 15. Jahrhundert hinzugefügt wurde, erhebt sich 69 Meter hoch und ist mit seinen filigranen Spitzen ein Wahrzeichen der Stadt, das von weitem sichtbar ist.
Für Besucher bietet die Gloucester Cathedral eine Fülle von Entdeckungen. Die Krypta, eine der ältesten erhaltenen Teile aus dem 11. Jahrhundert, ist ein dunkler, atmosphärischer Raum mit einfachen Gewölben. Die Glasfenster, darunter moderne Ergänzungen wie das von Tom Denny gestaltete Ivor-Gurney-Fenster, erzählen Geschichten aus der Bibel und der Lokalgeschichte. Der Chorgesang, der täglich von einem der besten Kathedralchöre Englands aufgeführt wird, füllt den Raum mit Klang und verstärkt die spirituelle Aura. Der Blick vom Turm – zugänglich über eine steile Treppe – belohnt Mutige mit einer Aussicht über Gloucester und die umliegenden Cotswolds.
Die Kathedrale ist von einem kleinen, gepflegten Garten umgeben, der Ruhe bietet, und ein Café im ehemaligen Klosterbereich lädt zur Pause ein. Ein Laden bietet Souvenirs und Bücher zur Geschichte der Kathedrale an. Sie bleibt ein lebendiger Ort, der neben den Gottesdiensten Konzerte, Ausstellungen und Veranstaltungen wie das Three Choirs Festival beherbergt – eines der ältesten Musikfestivals der Welt, das seit dem 18. Jahrhundert zwischen Gloucester, Worcester und Hereford rotiert.
Zusammenfassend ist die Gloucester Cathedral ein faszinierendes Zeugnis mittelalterlicher Baukunst und Geschichte, das Vergangenheit und Gegenwart auf beeindruckende Weise verbindet. Sie begeistert mit ihrer gotischen Pracht, ihren historischen Gräbern und ihrer kulturellen Bedeutung – sei es als Pilgerstätte, Filmkulisse oder Ort der Andacht. Ein Besuch hier ist eine Reise durch die Jahrhunderte, die die reiche Geschichte Englands greifbar macht und Besucher mit ihrer zeitlosen Schönheit in den Bann zieht.