Grantham House
Sehenswürdigkeit | Grantham | England | Großbritannien
Historisches Stadthaus in Grantham
Das "Grantham House" in Grantham, England, ist ein historisches Stadthaus, das als eine der ältesten erhaltenen Wohnhäuser der Stadt gilt und heute im Besitz des National Trust steht. Dieses beeindruckende Gebäude, das seine Ursprünge im späten 14. Jahrhundert hat, etwa um 1380, ist ein faszinierendes Beispiel für die Entwicklung englischer Architektur über mehrere Jahrhunderte hinweg. Es liegt im Herzen von Grantham, einer Marktstadt in Lincolnshire, die für ihre reiche Geschichte und berühmte Persönlichkeiten wie Isaac Newton und Margaret Thatcher bekannt ist. Das Grantham House verbindet mittelalterliche Ursprünge mit späteren Umbauten und bietet einen Einblick in das Leben der wohlhabenden Familien, die es über die Jahrhunderte bewohnten.
Grantham House National Trust Besichtigung
Ursprünglich als "Hall House" bekannt, wurde das Gebäude von der Familie Hall errichtet, einer einflussreichen Dynastie von Wollhändlern, die im späten Mittelalter im Staple of Calais tätig war – einem exklusiven Handelsverband, der den Wollexport nach Kontinentaleuropa kontrollierte. Diese wohlhabende Familie nutzte das Haus als ihren Wohnsitz vom Ende des 14. Jahrhunderts bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts und empfing bedeutende Gäste wie Prinzessin Margaret Tudor, die hier 1503 auf ihrer Reise nach Schottland übernachtete, sowie Kardinal Wolsey auf seinem letzten Weg in den Norden. Diese Besuche unterstreichen die gesellschaftliche Bedeutung des Hauses in seiner Frühzeit. Später ging das Anwesen durch verschiedene Hände, darunter die Familien Skipwith und Secker, bevor es 1734 von Sir Richard Cust erworben wurde, dessen Witwe, Lady Anne Brownlow, es als Witwensitz nutzte, nachdem sie das nahegelegene Belton House erbte.
Mittelalterliche Architektur in England
Architektonisch ist das Grantham House ein Schmelztiegel verschiedener Epochen. Der ursprüngliche Bau aus dem 14. Jahrhundert wurde aus Ancaster-Stein errichtet, einem harten Kalkstein, der auch für die nahegelegene St. Wulfram’s Church verwendet wurde. Im 16. Jahrhundert, etwa 1574, wurde das Haus umfassend im elisabethanischen Stil umgebaut, was durch eine Datumsinschrift auf einem Schornstein belegt wird. Dieser Umbau brachte eine asymmetrische Eingangsfassade und reich verzierte Innenräume mit sich, die den Wohlstand der damaligen Bewohner widerspiegelten. Im 18. Jahrhundert erhielt die Südseite eine georgianische Fassade, die dem Haus eine elegante, symmetrische Erscheinung verlieh, während die älteren Teile ihren Tudorstil bewahrten. Diese "gespaltene Persönlichkeit" – Tudorelemente auf der einen Seite, georgianische auf der anderen – macht das Grantham House besonders reizvoll. Zu den bemerkenswerten Merkmalen gehören ein Schornstein aus dem 16. Jahrhundert, Fenster aus dem 17. Jahrhundert und eine prächtig gestaltete Treppe aus dem 18. Jahrhundert, die den Wandel der Wohnkultur über die Zeit hinweg zeigt.
Gärten des Grantham House besuchen
Das Haus ist von etwa sieben Hektar großen, ummauerten Gärten umgeben, die bis zum Ufer des River Witham reichen. Diese Gärten sind ein unerwartetes Highlight, besonders in einer städtischen Umgebung, und bieten eine Vielfalt an Landschaftsgestaltungen – von formellen Beeten bis hin zu wilderen, naturnahen Bereichen. Ein mittelalterliches Tor in der Gartenmauer, das auf das 13. Jahrhundert zurückgeht, fügt dem Anwesen eine weitere historische Dimension hinzu. Die Gärten waren einst Teil eines größeren Anwesens, das im Laufe der Zeit durch den Stadtwachstum Granthams eingeschränkt wurde, doch sie bleiben ein ruhiger Rückzugsort, der die Vergangenheit des Hauses ergänzt.
Kulturelle Bedeutung von Grantham House
Im 20. Jahrhundert wechselte das Grantham House mehrfach den Besitzer. 1921 wurde es von James Hutchinson gekauft, der es 1924 seiner Schwester Emma Hutchinson vermachte, die dort bereits seit 1884 als Mieterin lebte. Ihre Töchter, Winifred und Marion Sedgwick, übergaben das Haus zwischen 1944 und 1950 an den National Trust, zusammen mit einem beträchtlichen Grundstück, das als "Sedgwick Meadows" bekannt ist und als wertvoller Grünraum im Stadtzentrum erhalten blieb. Später wurde das Haus von Major-General Sir Brian Wyldbore-Smith und seiner Frau Molly Cayzer bewohnt, die mit der Familie Thatcher in Verbindung standen, da Wyldbore-Smith Margaret Thatchers Wahlkampfagent war. Seit 2020 wird das Anwesen von der St. Wulfram’s Church gepachtet, die die Räumlichkeiten und Gärten für Veranstaltungen wie Hochzeiten, Wohltätigkeitsveranstaltungen und als Wohlfühlzentrum nutzt.
Das Innere des Grantham House spiegelt seine lange Geschichte wider. Die Räume zeigen eine Mischung aus architektonischen Stilen, von der mittelalterlichen Großen Halle, die später mit einer Decke versehen wurde, bis hin zu georgianischen Wohnbereichen mit eleganten Details. Zu den Kunstschätzen gehören drei große Stillleben mit Blumen und Früchten, die vermutlich einst als Türdekorationen im Belton House dienten, sowie ein seltenes Gemälde, "Eine Küchenszene" von Pieter Aertsen aus dem Jahr 1563, das nach einer Restaurierung wiederentdeckt wurde. Diese Werke verleihen dem Haus eine kulturelle Tiefe, die über seine Architektur hinausgeht.