National Trust - Greys Court
Sehenswürdigkeit | Henley-on-Thames | England | Großbritannien
Der National Trust - Greys Court in Henley-on-Thames, England, ist eine faszinierende Sehenswürdigkeit, die Geschichte, Architektur und Natur auf harmonische Weise vereint. Dieses Anwesen, das vom National Trust verwaltet wird, liegt inmitten der sanften Hügel der südlichen Chilterns und bietet Besuchern einen Einblick in über 900 Jahre Geschichte. Ursprünglich im Domesday Book von 1086 als Besitz des normannischen Ritters Anchetil de Greye erwähnt, hat Greys Court eine bewegte Vergangenheit, die von mittelalterlichen Ursprüngen über Tudormodernisierungen bis hin zu seinem heutigen Zustand als liebevoll erhaltenes Familienanwesen reicht.
Das Herzstück des Anwesens ist das Tudorgebäude, das im 16. Jahrhundert von Sir Francis Knollys, einem einflussreichen Höfling Elisabeth I., umfassend umgebaut wurde. Es ersetzte einen Großteil der mittelalterlichen Strukturen und beeindruckt heute durch seine Mischung aus verschiedenen Baustilen, die von den Tudors über die Georgianische Ära bis ins 20. Jahrhundert reichen. Besonders markant ist der „Great Tower“, ein Überrest der befestigten Anlage aus dem 14. Jahrhundert, die Sir John de Grey, ein Gründungsmitglied des Hosenbandordens, errichten ließ. Im Inneren des Hauses erwartet die Besucher eine einladende Atmosphäre: Die Räume sind so gestaltet, als hätten die letzten Bewohner, die Familie Brunner, sie gerade verlassen. Der Wohnraum mit seinem gemütlichen Kamin, die gut ausgestattete Küche und die detailreichen Stuckdecken aus dem 18. Jahrhundert vermitteln ein Gefühl von gelebter Geschichte. Ein Highlight ist das Puppenhaus im Salon, das mit seiner Detailtreue auch Erwachsene begeistert.
Die Gärten von Greys Court sind ein weiteres Juwel des Anwesens. Sie bestehen aus einer Reihe von ummauerten Bereichen, die inmitten mittelalterlicher Ruinen angelegt sind. Besonders beeindruckend ist der Rosengarten mit seinen duftenden alten Rosen, der von üppiger Glyzinie umrahmt wird. Der „White Garden“ mit seinen hellen Blüten und der „Cherry Garden“ mit Kirschbäumen bieten je nach Jahreszeit ein farbenfrohes Schauspiel. Ein moderner Rasenlabyrinth, das 1981 vom Erzbischof von Canterbury eingeweiht wurde, fügt dem Gelände eine verspielte Note hinzu, während der Küchengarten mit seinen Ziergemüsen die praktische Seite der Gartenkunst zeigt. Ein besonderes Relikt ist das Tudorscheunenrad, ein seltenes donkey wheel, das bis ins frühe 20. Jahrhundert genutzt wurde, um Wasser aus einem tiefen Brunnen zu fördern. Jenseits der Gärten erstreckt sich das Anwesen über weite Wiesen und Wälder, die zu Spaziergängen einladen und Ausblicke auf die umliegende Chiltern-Landschaft bieten.
Greys Court war bis 2003 das Zuhause von Lady Elizabeth Brunner, einer Schauspielerin und Enkelin des berühmten viktorianischen Schauspielers Sir Henry Irving. Sie und ihr Mann Sir Felix Brunner kauften das Anwesen 1937 und schenkten es 1969 dem National Trust, wobei Lady Brunner weiterhin dort lebte. Ihre Präsenz ist im Haus spürbar – von theatricalischen Andenken bis hin zu Spuren ihres Engagements bei den Women’s Institutes, deren Vorsitz sie innehatte. Die Familie hinterließ ein Anwesen, das nicht nur historisch bedeutend, sondern auch persönlich und wohnlich wirkt.
Für Besucher gibt es neben dem Haus und den Gärten weitere Annehmlichkeiten. Im ehemaligen Kuhstall, der einst preisgekrönte Guernsey-Rinder beherbergte, befindet sich heute ein gemütliches Teehaus, das warme Speisen, Getränke und Snacks serviert. Besonders beliebt ist die rote Paprikensuppe, die für ihren intensiven Geschmack geschätzt wird, ebenso wie frisch gebackene Scones, die oft noch warm serviert werden. Ein kleiner Laden bietet lokale Produkte, Pflanzen und Souvenirs, während eine Antiquariatsbuchhandlung mit gebrauchten Büchern zum Stöbern einlädt. Das Anwesen ist auch kinderfreundlich: Es gibt Naturpfade, weitläufige Flächen zum Spielen und saisonale Aktivitäten wie Weihnachtsdekorationen oder Kinderpfade, die das Erlebnis abrunden.
Greys Court besticht durch sein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und die Vielfalt des Angebots. Es ist ein Ort, der Geschichte erlebbar macht, ohne dabei museal zu wirken, und die Schönheit der englischen Landschaft mit kulturellem Reichtum verbindet. Kritik gibt es selten, auch wenn manche Besucher bei Regenwetter oder an besonders vollen Tagen die Erfahrung als eingeschränkt empfinden. Dennoch bleibt Greys Court ein idyllischer Rückzugsort, der den Wunsch von Lady Brunner erfüllt, ein „Hafen der Ruhe“ für Familien und Ruhesuchende zu sein – ein Ziel, das es von Henley-on-Thames aus definitiv wert ist, entdeckt zu werden.