Christ Church Cathedral
Sehenswürdigkeit | Oxford | England | Großbritannien
Historische Sehenswürdigkeiten in Oxford
Die Christ Church Cathedral in Oxford ist eine der beeindruckendsten und historisch bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt und zugleich ein einzigartiges Beispiel für die Verbindung von kirchlicher und akademischer Geschichte in England. Sie dient sowohl als Kathedrale der Diözese Oxford als auch als Kapelle des Christ Church College, einem der renommiertesten Colleges der Universität Oxford. Diese Doppelrolle macht sie zu einem seltenen Juwel, das religiöse Tradition und akademisches Leben auf faszinierende Weise vereint. Ihre Ursprünge reichen bis ins 8. Jahrhundert zurück, als eine angelsächsische Kirche an diesem Ort gegründet wurde, die der heiligen Frideswide, der Schutzpatronin von Oxford, gewidmet war.
Christ Church College Architektur
Die heutige Kathedrale wurde jedoch größtenteils im 12. Jahrhundert erbaut, als das Gebäude als Teil eines Augustinerklosters errichtet wurde. Nach der Auflösung der Klöster unter Heinrich VIII. im Jahr 1546 wurde sie zur Kathedrale erhoben, was sie zur kleinsten Kathedrale Englands macht – eine Bezeichnung, die ihre intime Atmosphäre unterstreicht. Der Baustil der Christ Church Cathedral ist eine Mischung aus romanischen und gotischen Elementen, die sich über die Jahrhunderte entwickelt haben. Der Chor und das Hauptschiff stammen aus der normannischen Zeit und zeigen massive Säulen und Rundbögen, während spätere Erweiterungen, wie das prächtige gotische Gewölbe im Chorraum, filigrane Steinmetzarbeiten und Spitzbögen hinzufügten.
Kulturelle Bedeutung der Kathedrale
Ein herausragendes Merkmal der Kathedrale ist der Chorraum, der für seine kunstvollen Glasmalereien bekannt ist. Besonders auffällig ist das „Becket-Fenster“ aus dem 14. Jahrhundert, das Szenen aus dem Leben des heiligen Thomas Becket darstellt, obwohl sein Gesicht aufgrund von Vandalismus während der Reformation entfernt wurde. Ein weiteres Highlight ist das „Jonah-Fenster“, eine seltene mittelalterliche Darstellung der biblischen Geschichte von Jona und dem Wal. Diese Fenster sind nicht nur kunsthistorisch wertvoll, sondern verleihen dem Innenraum auch eine mystische Atmosphäre, wenn das Licht durch die bunten Scheiben fällt. Der Hochaltar, flankiert von fein gearbeiteten Chorgestühlen, zeigt kunstvolle Schnitzereien, die teilweise aus dem 16. Jahrhundert stammen und die Bedeutung der Kirche als Ort der Andacht und Gelehrsamkeit unterstreichen.
Glasmalerei der Christ Church Cathedral
Die Verbindung zur Universität Oxford prägt die Kathedrale auf besondere Weise. Als Kapelle des Christ Church College wurde sie von vielen bedeutenden Persönlichkeiten besucht, darunter Alumni wie John Locke, der Philosoph, und William Gladstone, der spätere Premierminister. Auch König Heinrich VIII. spielte eine Rolle in ihrer Geschichte, als er das College gründete und die Kathedrale in seine Pläne einbezog – ein Zeichen seiner Ambition, Bildung und Religion zu vereinen. Der berühmte „Tom Tower“, entworfen von Sir Christopher Wren im Jahr 1682, gehört zwar zum College, ist aber von der Kathedrale aus sichtbar und läutet jeden Abend die traditionelle Glocke „Great Tom“, deren Klang ein Wahrzeichen der Stadt ist.
Akademische Geschichte in Oxford
Die Kathedrale ist auch kulturell einflussreich. Sie diente als Inspiration für die Große Halle in den Harry-Potter-Filmen, obwohl die eigentlichen Dreharbeiten woanders stattfanden – die Verbindung hat jedoch ihren Ruhm unter modernen Besuchern gesteigert. Musikalisch hat sie eine lange Tradition, mit einem der ältesten und angesehensten Chöre Englands, der täglich singt und dessen Ursprünge bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Dieser Chor, bestehend aus Studenten des Colleges und professionellen Sängern, trägt zur spirituellen und akustischen Schönheit des Ortes bei und zieht Musikliebhaber aus aller Welt an.
Der umliegende Kreuzgang, der aus dem 15. Jahrhundert stammt, ist ein weiterer Anziehungspunkt. Mit seinen gotischen Bögen und dem ruhigen Innenhof bietet er einen Ort der Besinnung und ist einer der besterhaltenen Kreuzgänge Oxfords. Hier finden sich auch Spuren der mittelalterlichen Vergangenheit, wie Grabsteine und Mauerreste des ursprünglichen Klosters. Der Garten des Dekans, der an die Kathedrale grenzt, ist ebenfalls ein idyllischer Rückzugsort, der die friedliche Atmosphäre des Ortes verstärkt.