Knebworth House
Sehenswürdigkeit | Stevenage | England | Großbritannien
Knebworth House in Stevenage, England, ist eines der prächtigsten historischen Anwesen Großbritanniens und ein beeindruckendes Beispiel für Tudorgotische Architektur. Das Herrenhaus liegt in Hertfordshire, etwa 45 Kilometer nördlich von London, und ist seit über 500 Jahren der Stammsitz der Familie Lytton, die es bis heute bewohnt. Umgeben von 100 Hektar malerischem Parkland, Gärten und Wäldern, bietet Knebworth House eine faszinierende Mischung aus Geschichte, Kultur und Natur. Es ist besonders bekannt für seine Verbindung zu prominenten Persönlichkeiten wie Edward Bulwer-Lytton, einem berühmten viktorianischen Schriftsteller, und für seine Rolle als Veranstaltungsort legendärer Rockkonzerte seit den 1970er Jahren. Das Anwesen ist teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich und zieht Besucher an, die Architektur, Geschichte und die einzigartige Atmosphäre eines lebendigen Familienbesitzes erleben möchten.
Die Geschichte von Knebworth House reicht bis ins späte 15. Jahrhundert zurück, als die ursprüngliche Burg um 1490 von Sir Robert Lytton erbaut wurde. Dieses frühe Gebäude war ein quadratisches, befestigtes Herrenhaus aus rotem Backstein, typisch für die Tudorepoche. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es mehrfach umgebaut, doch die markanteste Veränderung erfolgte in den 1840er Jahren unter Edward Bulwer-Lytton. Der Schriftsteller, bekannt für Werke wie „Die letzten Tage von Pompeji“, ließ drei der vier Flügel abreißen und den verbleibenden Teil im Tudorgotischen Stil umgestalten, inspiriert von der romantischen Architektur seiner Zeit. Er fügte Zinnen, Wasserspeier, kunstvolle Schornsteine und bunte Glasfenster hinzu, die dem Haus sein heutiges, märchenhaftes Aussehen verleihen. Nach Bulwer-Lyttons Tod 1873 übernahm sein Sohn Robert, der 1. Earl of Lytton, das Anwesen und setzte die Tradition der literarischen und politischen Bedeutung fort, indem er als Vizekönig von Indien diente.
Das Innere von Knebworth House ist ebenso beeindruckend wie seine Fassade. Besucher können eine Reihe von prächtig dekorierten Räumen erkunden, darunter die „Jacobean Banqueting Hall“ mit ihrer hohen Balkendecke, den aufwendigen Wandpaneelen und einem gewaltigen Kamin – ein Überbleibsel des ursprünglichen Hauses. Der „State Drawing Room“ besticht durch seine elegante georgianische Ausstattung mit antiken Möbeln und Porträts der Familie Lytton, während die „Library“ mit ihren ledergebundenen Büchern und der Verbindung zu Bulwer-Lyttons literarischem Schaffen fasziniert. Ein besonderes Highlight ist die „Queen Elizabeth Room“, die an den Besuch von Königin Elizabeth I. im Jahr 1571 erinnert und mit originalen Wandteppichen dekoriert ist. Das Haus ist gespickt mit persönlichen Artefakten, darunter Manuskripte, Gemälde und Erinnerungsstücke aus Indien, die die vielseitige Geschichte der Familie widerspiegeln.
Die Gärten und das Parkland von Knebworth House sind ein weiterer Anziehungspunkt. Die formalen Gärten wurden im 19. Jahrhundert von Lady Emily Lytton gestaltet und umfassen Rosengärten, einen versunkenen Garten und einen Kräutergarten, der von Gertrude Jekyll beeinflusst wurde. Ein besonderes Merkmal ist der dinosaurierförmige Heckengarten, der Kinder begeistert, sowie ein Labyrinth aus Eibenhecken. Das Parkland, das von Humphry Repton entworfen wurde, bietet weitläufige Wiesen, alte Baumgruppen und einen See, der von Rehen und anderen Wildtieren belebt wird. Ein „Dinosaur Trail“ mit über 70 lebensgroßen Dinosaurier-Modellen schlängelt sich durch das Gelände und macht den Park zu einem Abenteuer für Familien.
Knebworth House hat sich auch als kultureller Veranstaltungsort einen Namen gemacht. Seit 1974 finden hier legendäre Open-Air-Konzerte statt, die Bands wie The Rolling Stones, Pink Floyd, Queen, Oasis und Robbie Williams auf die Bühne brachten. Diese Events, die bis zu 125.000 Zuschauer anziehen, haben Knebworth zu einem Synonym für britische Rockgeschichte gemacht und tragen zur Finanzierung des Anwesens bei. Für Besucher gibt es darüber hinaus saisonale Veranstaltungen wie Mittelalter-Turniere, Oldtimer-Treffen und Weihnachtsfeiern, die das Erlebnis bereichern.
Für Familien bietet der Park zahlreiche Aktivitäten, darunter einen großen Abenteuerspielplatz mit Rutschen, Klettergerüsten und einer Seilbahn, die besonders bei Kindern beliebt ist. Ein Café serviert hausgemachte Speisen und bietet Ausblicke auf die Gärten, während ein Laden lokale Produkte und Souvenirs anbietet. Geführte Touren durch das Haus geben Einblicke in die Geschichte der Familie Lytton, und das Personal – oft Mitglieder der Familie selbst – erzählt mit Leidenschaft von der Vergangenheit. Die Wege im Park sind größtenteils zugänglich, obwohl einige Bereiche für Rollstühle oder Kinderwagen uneben sein können.
Knebworth House wird für seine Schönheit, den historischen Charme und die lebendige Atmosphäre geschätzt, obwohl einige Besucher anmerken, dass nicht alle Räume zugänglich sind, da Teile privat genutzt werden. Die Pflege des Anwesens ist eine Herausforderung, die durch Eintrittsgelder, Veranstaltungen und die Unterstützung des National Trust bewältigt wird. Es ist ein Ort, der die Pracht der Tudorepoche mit der Exzentrizität der viktorianischen Ära verbindet und durch seine kulturelle Bedeutung eine Brücke zur Moderne schlägt. Ob für einen Spaziergang durch die Gärten, eine Reise in die Geschichte oder ein Rockkonzert unter freiem Himmel – Knebworth House bietet ein unvergessliches Erlebnis, das die Vielfalt englischen Erbes auf eindrucksvolle Weise einfängt.