Carrickfergus Castle
Sehenswürdigkeit | Carrickfergus | Nordirland | Großbritannien
Das Carrickfergus Castle in Carrickfergus, Nordirland, ist eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Burgen Großbritanniens und eine historische Sehenswürdigkeit von großer Bedeutung. Diese imposante Festung liegt strategisch günstig am Ufer des Belfast Lough in der Grafschaft Antrim und gilt als eine der ältesten normannischen Burgen auf der Insel. Erbaut im späten 12. Jahrhundert, hat sie über 800 Jahre Geschichte erlebt, von ihrer Rolle als militärische Hochburg bis hin zu ihrer heutigen Funktion als touristische Attraktion. Verwaltet von der Northern Ireland Environment Agency, bietet sie einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit Nordirlands und zieht Geschichtsinteressierte sowie Besucher an, die die Architektur und die malerische Lage am Meer bestaunen möchten.
Die Burg wurde 1177 von John de Courcy gegründet, einem anglo-normannischen Ritter, der Ulster eroberte und Carrickfergus zu seiner Machtbasis machte. Ursprünglich als einfacher Wohnturm aus Stein errichtet – eine Seltenheit in einer Zeit, in der viele Burgen noch aus Holz bestanden –, wurde sie über die Jahrhunderte mehrfach erweitert und verstärkt. Der Great Tower, auch Keep genannt, bildet das Herz der Anlage und ist von einer mächtigen Mauer mit Türmen umgeben, die im 13. und 14. Jahrhundert hinzugefügt wurde. Die Lage am Wasser war entscheidend: Sie bot Schutz vor Landangriffen und ermöglichte den Zugang für Versorgungsschiffe, was die Burg nahezu uneinnehmbar machte.
Im Laufe der Geschichte spielte Carrickfergus Castle eine zentrale Rolle in zahlreichen Konflikten. Im Jahr 1316 wurde sie während der Invasion von Edward Bruce, dem Bruder von Robert the Bruce, belagert, und im 16. Jahrhundert war sie ein wichtiger Stützpunkt während der Tudor-Eroberung Irlands. Im 17. Jahrhundert, während der Kriege der drei Königreiche, wechselte sie mehrfach den Besitzer zwischen englischen, schottischen und irischen Kräften. Besonders bemerkenswert ist die Belagerung von 1689 durch die Truppen von König Wilhelm III., die die Burg von Jakobiten zurückeroberten. Bis ins 19. Jahrhundert blieb sie eine aktive Garnison, und während des Zweiten Weltkriegs diente sie als Luftschutzbunker, was ihre lange militärische Nutzung unterstreicht.
Architektonisch beeindruckt die Burg durch ihre robuste Bauweise und ihre gut erhaltenen Elemente. Der Great Tower, etwa 27 Meter hoch, verfügt über dicke Steinmauern und enge Wendeltreppen, die Besucher erkunden können. Die äußere Mauer, verstärkt im 13. Jahrhundert unter der Herrschaft von Hugh de Lacy, umfasst zwei massive Tortürme und einen Zugang über eine Zugbrücke, die heute durch eine feste Brücke ersetzt wurde. Im Inneren finden sich historische Details wie Schießscharten, ein Bankettsaal und ein Brunnen, der die Burg mit Trinkwasser versorgte. Kanonen aus verschiedenen Epochen, darunter einige aus dem 17. Jahrhundert, sind entlang der Mauern ausgestellt und erinnern an die militärische Vergangenheit.
Besucher können die Burg durch geführte Touren oder auf eigene Faust erkunden. Ein kleines Museum im Keep zeigt Artefakte wie Waffen, Rüstungen und Alltagsgegenstände, die das Leben der Bewohner über die Jahrhunderte illustrieren. Interaktive Displays und Schautafeln erzählen die Geschichte der Burg und ihrer Rolle in der Region, während Nachstellungen von Soldaten in historischen Uniformen – die gelegentlich stattfinden – das Erlebnis lebendig machen. Die Burgmauern bieten zudem einen herrlichen Blick über den Belfast Lough, die Stadt Carrickfergus und bei klarem Wetter bis zur schottischen Küste, was die strategische Bedeutung des Standorts verdeutlicht.
Die Umgebung der Burg verstärkt ihren Charme. Sie liegt direkt am Wasser, mit einem kleinen Hafen daneben, der einst für militärische Zwecke genutzt wurde und heute von Fischerbooten belebt wird. Der angrenzende Marine Highway führt zu weiteren historischen Stätten wie der St. Nicholas’ Church, die ebenfalls auf die normannische Zeit zurückgeht. Der Kontrast zwischen der mittelalterlichen Festung und der modernen Küstenstadt schafft eine faszinierende Atmosphäre. Der National Trust sorgt für die Pflege der Anlage, wobei Restaurierungsarbeiten regelmäßig durchgeführt werden, um die Struktur vor Verfall zu schützen.
Carrickfergus Castle ist auch kulturell bedeutsam. Es war Schauplatz für Filmaufnahmen und dient als Kulisse für Veranstaltungen wie Mittelaltermärkte oder historische Nachstellungen, die das Erbe Nordirlands feiern. Die Burg ist barrierefrei in den Außenbereichen, wobei der Zugang zum Keep über enge Treppen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität schwierig sein kann. Ein Souvenirshop bietet Bücher, Repliken und lokale Produkte, während ein Café in der Nähe Erfrischungen anbietet.
Zusammenfassend ist das Carrickfergus Castle ein faszinierendes Zeugnis der normannischen Geschichte und der wechselvollen Vergangenheit Nordirlands. Mit seiner imposanten Architektur, der strategischen Lage und den reichen Geschichten bietet es ein Erlebnis, das sowohl die Fantasie als auch das historische Interesse weckt. Ob man die Mauern erklimmt, die Kanonen betrachtet oder den Blick über das Meer schweifen lässt – diese Burg bleibt ein unverzichtbares Highlight in Carrickfergus und ein Fenster in die mittelalterliche Welt.