Balfarg Henge
Sehenswürdigkeit | Glenrothes | Schottland | Großbritannien
Das Balfarg Henge in Glenrothes, Schottland, ist eine faszinierende prähistorische Stätte, die einen tiefen Einblick in die Geschichte und Kultur Großbritanniens vor über 6.000 Jahren bietet. Diese Stätte, die als Scheduled Monument geschützt ist, liegt überraschenderweise mitten in einem modernen Wohngebiet, das in den späten 1970er Jahren um sie herum errichtet wurde. Ursprünglich war das Gebiet Teil eines größeren zeremoniellen Komplexes, zu dem auch der nahegelegene Balbirnie Stone Circle gehört. Das Zusammenspiel von moderner Bebauung und alter Geschichte macht Balfarg Henge zu einem außergewöhnlichen Ort, der Vergangenheit und Gegenwart auf einzigartige Weise verbindet.
Die Geschichte des Balfarg Henge reicht weit zurück, mit Aktivitäten, die bereits vor 4000 v. Chr. begonnen haben. Archäologische Funde zeigen, dass zunächst Gruben gegraben wurden, in denen zerbrochene Keramik deponiert wurde. Um 3000 v. Chr. wurden weitere Gruben angelegt, die neben einer anderen Art von Keramik, bekannt als „Grooved Ware“, auch verbranntes Holz und Knochen enthielten – ein Hinweis darauf, dass das Gebiet möglicherweise für Kremationen genutzt wurde. Später wurde die gesamte Stätte umfassend umgestaltet: Ein ringförmiger Graben mit einem Durchmesser von etwa 60 Metern wurde ausgehoben, und die ausgehobene Erde wurde zu einem großen Wall aufgehäuft, der den Blick ins Innere des Henge von außen abschirmte. Der Zugang erfolgte über einen Damm an der Westseite.
Im Inneren des Henge wurde zunächst ein Kreis aus 16 massiven Holzpfosten errichtet, die möglicherweise bis zu 4 Meter hoch waren und durch zwei zusätzliche Pfosten einen Eingang markierten. Diese Holzstruktur wurde später durch einen oder möglicherweise zwei konzentrierte Steinkreise ersetzt. Heute sind nur noch zwei der ursprünglichen Steine erhalten: Einer markiert den ehemaligen Eingang, der andere steht als Teil eines äußeren Rings oder des Damms. Die Positionen der verlorenen Holzpfosten werden heute durch kleinere Nachbildungen angezeigt, die während der Ausgrabungen in den 1970er Jahren aufgestellt wurden. Diese Ausgrabungen, die vor dem Bau der umliegenden Wohnsiedlung stattfanden, enthüllten zudem die Überreste eines jungen Mannes, der um 1900 v. Chr. in einer Grube im Zentrum bestattet wurde. Begleitet wurde die Bestattung von einem ungewöhnlichen Becher mit Griff und einem Feuersteinmesser, überdeckt von einer großen Steinplatte, die etwa zwei Tonnen wiegt und heute noch vor Ort zu sehen ist.
Das Balfarg Henge ist nicht nur ein Zeugnis der Ingenieurskunst prähistorischer Menschen, sondern auch ein Ort, der vermutlich für Rituale und Bestattungen genutzt wurde. Experten vermuten, dass hier Zeremonien stattfanden, die mit Feuer in Verbindung standen, möglicherweise ausgerichtet auf die Sonnenwenden, da ein stehender Stein und ein ehemaliger Holzpfahl perfekt mit dem Sonnenaufgang an den Äquinoktien übereinstimmten. Die Nähe zum Balbirnie Stone Circle, nur etwa 300 Meter entfernt, deutet darauf hin, dass beide Stätten Teil eines größeren heiligen Bezirks waren, der über Jahrhunderte hinweg genutzt wurde.
Trotz seiner Lage inmitten eines Wohngebiets ist das Henge gut erhalten und dient als zentraler Grünraum für die umliegenden Häuser. Die Siedlung wurde so geplant, dass das Henge als Mittelpunkt integriert wurde, was ihm eine besondere Rolle in der modernen Gemeinschaft verleiht. Ein informativer Hinweis vor Ort erklärt die Geschichte und die Verbindung zum Balbirnie Stone Circle, wodurch Besucher die Bedeutung dieses Ortes besser verstehen können. Das Balfarg Henge mag weniger bekannt sein als etwa Stonehenge in England, doch es beeindruckt durch seine Authentizität und die ungewöhnliche Symbiose aus prähistorischer Bedeutung und heutigem Umfeld.
Für Besucher bietet das Henge eine Möglichkeit, in die tiefe Vergangenheit Schottlands einzutauchen, während sie gleichzeitig die Kontraste zwischen Alt und Neu erleben. Es ist ein stiller, aber eindrucksvoller Ort, der zum Nachdenken über die Lebensweise und Glaubensvorstellungen der Menschen einlädt, die vor Jahrtausenden hier lebten. Wer Glenrothes besucht, findet im Balfarg Henge ein verstecktes Juwel, das Geschichte greifbar macht.
