Lincoln Cathedral
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Gotische Kathedralen in England
Die "Lincoln Cathedral" in Lincoln, England, ist eine der beeindruckendsten gotischen Kathedralen Großbritanniens und ein architektonisches Meisterwerk, das als eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des Landes gilt. Offiziell als "Cathedral Church of the Blessed Virgin Mary of Lincoln" bekannt, thront sie majestätisch auf dem höchsten Punkt der Stadt und ist von weitem sichtbar, was ihr den Spitznamen "Lincoln’s Crown" einbrachte. Erbaut zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert, ist sie ein Zeugnis mittelalterlicher Baukunst und religiöser Bedeutung, das nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch seine kunsthistorischen Schätze besticht.
Historische Sehenswürdigkeiten in Lincoln
Die Geschichte der Kathedrale beginnt im Jahr 1072, als Wilhelm der Eroberer den Bischof Remigius de Fécamp anwies, den Bischofssitz von Dorchester-on-Thames nach Lincoln zu verlegen. Remigius ließ die erste Kathedrale im normannischen Stil errichten, die 1092 geweiht wurde – ein Bau mit einem massiven Westturm und einfachen, aber robusten Strukturen. Diese ursprüngliche Kirche wurde jedoch 1141 durch ein Feuer beschädigt und 1185 durch ein seltenes Erdbeben in England schwer zerstört. Bischof Hugh von Avalon, später als St. Hugh von Lincoln heiliggesprochen, leitete ab 1192 den Wiederaufbau ein, der den Übergang zum gotischen Stil markierte. Unter seiner Leitung entstanden die ersten Teile der heutigen Kathedrale, darunter der Chor und die Ostfassade, die als frühe Beispiele der Frühgotik in England gelten.
Architektur der Lincoln Kathedrale
Im 13. und 14. Jahrhundert wurde die Kathedrale weiter ausgebaut und verfeinert. Zwischen 1256 und 1300 wurde das Langhaus im Stil der Hochgotik errichtet, gefolgt vom beeindruckenden Kapitelhaus – einem der ersten polygonalen Kapitelhäuser Englands – und dem Angel Choir, der zwischen 1256 und 1280 als Ersatz für den beschädigten Ostteil gebaut wurde. Der zentrale Turm, der einst eine hölzerne Spitze trug, machte die Kathedrale von 1311 bis 1548 mit einer Höhe von etwa 160 Metern zum höchsten Bauwerk der Welt – ein Titel, den sie verlor, als die Spitze bei einem Sturm einstürzte. Die heutigen Türme, darunter die beiden Westtürme und der zentrale Turm ohne Spitze, erreichen immer noch eine Höhe von etwa 83 Metern und dominieren die Skyline Lincolns.
Mittelalterliche Baukunst in Großbritannien
Architektonisch ist die Lincoln Cathedral ein Musterbeispiel gotischer Baukunst. Ihre Fassade ist berühmt für die komplexe Steinmetzarbeit, insbesondere die normannischen Bögen der Westfront, die mit späteren gotischen Elementen kombiniert wurden. Das Innere beeindruckt mit einem 73 Meter langen Langhaus, dessen Rippengewölbe und Spitzbögen eine harmonische Leichtigkeit ausstrahlen. Der Angel Choir, benannt nach den geschnitzten Engelsfiguren in den Triforien, ist ein Höhepunkt der Dekoration mit filigranen Steinreliefs und bunten Glasfenstern, darunter das berühmte "Dean’s Eye" im nördlichen Querhaus – ein rundes Fenster aus dem 13. Jahrhundert, das Szenen der Auferstehung zeigt. Das gegenüberliegende "Bishop’s Eye" im südlichen Querhaus ergänzt diese Pracht mit seinen leuchtenden Farben und symbolisiert die Verbindung zwischen Himmel und Erde.
Lincoln Cathedral Besuch Informationen
Die Kathedrale ist auch bekannt für ihre historischen Schätze. Einer der bedeutendsten ist eine der vier erhaltenen Originalkopien der Magna Carta von 1215, die im Kapitelhaus aufbewahrt wird – ein Dokument, das die Grundlage moderner Rechtsprinzipien legte und dessen Verbindung zur Kathedrale auf Bischof Hugh zurückgeht, der an ihrer Entstehung beteiligt war. Die Bibliotheken der Kathedrale sind ebenfalls bemerkenswert: Die mittelalterliche Bibliothek, erbaut 1419, enthält Manuskripte aus dem 11. Jahrhundert, während die Wren Library, entworfen von Sir Christopher Wren im Jahr 1674, über 5.000 Bücher beherbergt, darunter seltene Werke wie eine Ausgabe von Isaac Newtons "Principia Mathematica".
Über die Jahrhunderte hinweg überstand die Kathedrale zahlreiche Herausforderungen. Neben den frühen Schäden durch Feuer und Erdbeben wurde sie im Englischen Bürgerkrieg 1644 von Cromwells Truppen geplündert, wobei viele Glasfenster zerstört wurden. Im 19. Jahrhundert leitete der Architekt James Essex umfangreiche Restaurierungsarbeiten, die die Struktur stabilisierten, während spätere Projekte, etwa nach dem Zweiten Weltkrieg, die Glasfenster und Steinmetzarbeiten wiederherstellten. Heute ist die Kathedrale ein aktiver Gottesdienstort und ein kulturelles Zentrum, das Konzerte, Ausstellungen und Führungen anbietet, darunter auch Dachführungen, die einen spektakulären Blick über Lincoln und die umliegende Landschaft ermöglichen.
Die Umgebung der Kathedrale, bekannt als Cathedral Quarter, verstärkt ihren Reiz. Sie liegt neben dem Lincoln Castle und ist von gepflasterten Straßen und historischen Gebäuden umgeben, die zusammen eine mittelalterliche Atmosphäre schaffen. Die Kathedrale war Schauplatz vieler historischer Ereignisse – von königlichen Besuchen bis hin zu Dreharbeiten für Filme wie "The Da Vinci Code" – und bleibt ein Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt.