Sewer Lamp
Sehenswürdigkeit | London | England | Großbritannien
Die "Sewer Lamp" in London, England, auch bekannt als "Webb Patent Sewer Gas Lamp" oder "Sewer Gas Destructor Lamp", ist eine faszinierende und ungewöhnliche Sehenswürdigkeit, die als das letzte erhaltene Exemplar ihrer Art in der Stadt gilt. Diese viktorianische Straßenlaterne befindet sich in einer kleinen Seitengasse nahe der Themse und ist ein Relikt aus dem späten 19. Jahrhundert, das die Ingenieurskunst und die sanitären Herausforderungen der damaligen Zeit widerspiegelt. Entworfen von Joseph Edmund Webb, einem Ingenieur aus Birmingham, wurde die Lampe ursprünglich entwickelt, um die gefährlichen und übel riechenden Gase aus Londons Abwassersystem abzubrennen und gleichzeitig die Straßen zu beleuchten. Heute ist sie ein kurioses Überbleibsel, das sowohl historisches Interesse als auch einen Hauch von skurriler Nostalgie bietet.
Die Geschichte der Sewer Lamp beginnt in den 1890er Jahren, als London unter den Auswirkungen seines rapide wachsenden Abwassersystems litt. Nach der Einführung eines modernen Kanalnetzes durch Sir Joseph Bazalgette in den 1860er Jahren zur Bekämpfung des „Großen Gestanks“ von 1858 blieben die unterirdischen Kanäle weiterhin ein Problem: Methan und andere Gase sammelten sich in den Tunneln, was sowohl Explosionsgefahren als auch unangenehme Gerüche mit sich brachte. Webb patentierte seine „Sewer Gas Destructor Lamp“ im Jahr 1895 als Lösung, um diese Gase abzusaugen und durch eine Flamme zu verbrennen. Ursprünglich sollte die Lampe ausschließlich mit Methan aus den Abwässern betrieben werden, doch in der Praxis war die Gasmenge oft unzureichend, um die Flamme konstant zu halten. Daraufhin wurde das Design angepasst, sodass die Lampe zusätzlich mit Stadtgas versorgt wurde, während die Hitze der Flamme weiterhin die Abwassergase anzog und verbrannte. Diese Innovation machte die Lampe zu einem multifunktionalen Werkzeug: Sie beleuchtete die Straßen und reduzierte gleichzeitig die Gefahren und Gerüche aus den Kanälen.
Architektonisch gesehen wirkt die Sewer Lamp auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche viktorianische Straßenlaterne. Sie besteht aus einem gusseisernen Pfosten, der mit einer dekorativen Laterne gekrönt ist, die rund um die Uhr brennt. Der Sockel ist schlicht, aber robust, und die Laterne selbst ist mit einem einfachen Glasgehäuse ausgestattet, das die Flamme schützt. Was sie jedoch besonders macht, ist die unsichtbare Verbindung zum Abwassersystem: Ein Röhrensystem im Inneren des Pfostens führt die Gase aus den darunterliegenden Kanälen zur Flamme, wo sie verbrannt werden. Die Lampe ist etwa 3 Meter hoch und fügt sich unauffällig in die Umgebung ein, was ihren historischen Zweck umso überraschender macht. Eine kleine Plakette neben der Lampe erklärt ihre Funktion und Geschichte, wodurch sie für aufmerksame Besucher erkennbar wird.
Die Sewer Lamp hatte in ihrer Blütezeit eine weite Verbreitung, nicht nur in London, sondern auch in anderen britischen Städten wie Sheffield, wo die hügelige Topografie die Ansammlung von Gasen besonders problematisch machte. In London jedoch nahm ihre Bedeutung im Laufe des 20. Jahrhunderts ab, als moderne Belüftungssysteme die Abwassergase effektiver über Gebäudeentlüftungen ableiteten. Die meisten dieser Lampen verschwanden nach und nach von den Straßen, entweder durch Abriss oder Modernisierung, bis nur noch diese eine in der Nähe eines berühmten Luxushotels übrig blieb. Ein Verkehrsunfall in den letzten Jahrzehnten beschädigte die originale Lampe, doch sie wurde durch eine originalgetreue Nachbildung ersetzt, die weiterhin die Abwassergase verbrennt und die Straße beleuchtet – ein stiller Beweis für die viktorianische Ingeniosität.
Für Besucher ist die Sewer Lamp eine Attraktion, die leicht übersehen werden kann, wenn man ihre Bedeutung nicht kennt. Sie steht in einer schmalen Gasse, die von den belebten Straßen der Umgebung abgeschirmt ist, und fügt sich unauffällig in die historische Architektur ein. Die Tatsache, dass sie Tag und Nacht brennt, macht sie besonders nach Einbruch der Dunkelheit zu einem interessanten Anblick, wenn die Flamme in der Dunkelheit leuchtet und ihre historische Funktion deutlicher wird. Die Gasse selbst erhielt aufgrund der ungewöhnlichen Lampe den liebevollen Spitznamen „Farting Lane“ von den Einheimischen, was ihren skurrilen Charakter unterstreicht. In der Nähe befinden sich weitere Sehenswürdigkeiten wie elegante Hotels und Themseuferwege, was sie zu einem kurzen, aber lohnenden Abstecher auf einem Spaziergang durch die Stadt macht.
Die Sewer Lamp ist mehr als nur eine Kuriosität – sie ist ein Fenster in die sanitäre Geschichte Londons und ein Zeugnis der Problemlösungsfähigkeiten der viktorianischen Ära. Sie erzählt von den Herausforderungen einer wachsenden Metropole, dem Kampf gegen Gestank und Krankheit und der kreativen Nutzung von Technologie, um das Leben in der Stadt zu verbessern. Für die lokale Gemeinschaft ist sie ein stolzes Überbleibsel, während sie für Besucher eine Gelegenheit bietet, eine weniger bekannte Facette Londons zu entdecken.
Zusammenfassend ist die "Sewer Lamp" eine Sehenswürdigkeit, die Geschichte, Technik und skurrile Nostalgie auf eindrucksvolle Weise vereint. Sie berichtet von ihrer Entstehung im späten 19. Jahrhundert als Lösung für die Abwassergase, ihrer Rolle in der viktorianischen Stadtplanung und ihrem Status als letzter ihrer Art in London. Für Besucher ist sie ein unvergesslicher Ort, der die unsichtbare Welt unter den Straßen der Stadt greifbar macht – eine kleine, aber bedeutungsvolle Erinnerung an die Vergangenheit Londons, die weiterhin Licht ins Dunkel bringt.