St Giles' Cathedral
Sehenswürdigkeit | Edinburgh | Schottland | Großbritannien
Historische Bedeutung der St. Giles' Kathedrale
Die St. Giles’ Cathedral in Edinburgh, Schottland, ist eine der bedeutendsten und historisch reichsten Kirchen des Landes und ein zentrales Wahrzeichen der Stadt. Gelegen an der Royal Mile, der berühmten Straße, die das Edinburgh Castle mit dem Palace of Holyroodhouse verbindet, wird sie oft als „Mutterkirche der Weltpresbyterianer“ bezeichnet. Obwohl sie offiziell keine Kathedrale im traditionellen Sinne ist – da sie keinen Bischofssitz hat –, trägt sie diesen Titel aufgrund ihrer Größe, Pracht und historischen Bedeutung. Mit ihrer gotischen Architektur, den beeindruckenden Buntglasfenstern und ihrer Rolle in der schottischen Reformation ist St. Giles’ ein Ort, der Geschichte und Spiritualität auf eindrucksvolle Weise vereint.
Gotische Architektur in Edinburgh erleben
Die Ursprünge der St. Giles’ Cathedral reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, als an dieser Stelle eine Kirche zu Ehren des Heiligen Giles , dem Schutzpatron der Aussätzigen und Krüppel, gegründet wurde. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1124, als König David I. die Kirche in einer Charta erwähnte. Das heutige Gebäude entstand jedoch größtenteils im 14. und 15. Jahrhundert, nachdem das ursprüngliche Bauwerk mehrfach durch Brände – insbesondere 1322 und 1385 – beschädigt worden war. Während der Reformation im 16. Jahrhundert spielte St. Giles’ eine zentrale Rolle. John Knox, eine Schlüsselfigur der schottischen Reformation, predigte hier ab 1559 und machte die Kirche zum Mittelpunkt des presbyterianischen Glaubens, der die Hierarchie der Bischöfe abschaffte und eine demokratischere Kirchenstruktur einführte.
Thistle Chapel in St. Giles' Cathedral
Die Architektur der Kathedrale ist ein Meisterwerk der Gotik. Ihre markanteste Eigenschaft ist die kronenförmige Spitze des zentralen Turms, bekannt als „Crown Spire“, die im 15. Jahrhundert hinzugefügt wurde und der Kirche eine unverwechselbare Silhouette verleiht. Diese Spitze, die an eine Königskrone erinnert, symbolisiert die Verbindung zur schottischen Monarchie und ist ein Wahrzeichen entlang der Royal Mile. Das Äußere besteht aus dunklem Sandstein, der im Laufe der Jahrhunderte verwittert ist, was der Kirche eine düstere, aber majestätische Aura verleiht. Im Inneren beeindruckt das hohe Gewölbe des Chors, das mit Rippen und Schlusssteinen verziert ist, sowie die zahlreichen Seitenschiffe, die durch spätere Erweiterungen entstanden.
Presbyterianischer Widerstand in Schottland
Ein Highlight im Inneren ist die Thistle Chapel , die 1911 erbaut wurde. Diese kleine, aber exquisite Kapelle ist der Sitz des Order of the Thistle, Schottlands höchstem Ritterorden, und wurde von Sir Robert Lorimer im neugotischen Stil gestaltet. Die Kapelle ist mit filigranen Holzschnitzereien, heraldischen Symbolen und einem Sternenhimmel-Dach ausgestattet, das Besucher mit seiner Detailtreue fasziniert. Die Buntglasfenster der Kathedrale sind ein weiteres Juwel, von denen viele aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammen. Sie zeigen Szenen aus der Bibel sowie Porträts bedeutender schottischer Persönlichkeiten, darunter ein Fenster zu Ehren von Robert Burns, Schottlands Nationaldichter.
Buntglasfenster der St. Giles' Kathedrale
St. Giles’ spielte eine Schlüsselrolle in der schottischen Geschichte. Während der Reformation wurden hier katholische Elemente entfernt, und die Kirche wurde zum Zentrum des presbyterianischen Widerstands gegen die englische Krone. Im Jahr 1637 löste ein Vorfall in St. Giles’ – als Jenny Geddes angeblich einen Hocker nach dem Priester warf, der eine anglikanische Liturgie einführen wollte – die Bischofskriege aus, die zur Unterzeichnung des National Covenant führten. Diese Ereignisse prägen die Identität der Kirche als Symbol des schottischen Unabhängigkeitsgeistes. Später, im 18. und 19. Jahrhundert, wurde sie als „High Kirk“ von Edinburgh anerkannt und diente als Versammlungsort für die Generalversammlung der Church of Scotland.
Für Besucher bietet die St. Giles’ Cathedral eine reiche Erfahrung. Der Innenraum ist mit historischen Artefakten gefüllt, darunter die Kanzel von John Knox und Gedenktafeln für schottische Persönlichkeiten wie den Schriftsteller Sir Walter Scott. Die Akustik der Kirche macht sie zu einem beliebten Ort für Konzerte, insbesondere Orgelmusik, da sie eine der besten Orgeln Schottlands besitzt, die 1992 installiert wurde. Von der Royal Mile aus ist die Kathedrale leicht zugänglich, und ihre zentrale Lage lädt dazu ein, sie mit anderen Sehenswürdigkeiten wie dem Edinburgh Castle oder dem Scottish Parliament zu kombinieren.
Die Kathedrale hat auch eine bewegte Vergangenheit als Ort der Bestrafung. Im Mittelalter wurden vor ihren Toren öffentliche Hinrichtungen durchgeführt, und ein Herzförmiges Pflaster auf der Royal Mile, der „Heart of Midlothian“, markiert den Standort des ehemaligen Tolbooth-Gefängnisses, das mit St. Giles’ verbunden war. Diese düsteren Kapitel kontrastieren mit der spirituellen Ruhe, die das Innere heute ausstrahlt.
Es gibt ein kleines Café im Untergeschoss, das einfache Speisen und Getränke anbietet, oft mit Blick auf die mittelalterlichen Gewölbe. Saisonale Veranstaltungen wie Weihnachtskonzerte oder historische Führungen beleben die Kathedrale zusätzlich und machen sie zu einem lebendigen Ort das ganze Jahr über. Die Restaurierungen im 19. und 20. Jahrhundert, unterstützt von Wohltätern wie William Chambers, haben dafür gesorgt, dass sie in gutem Zustand bleibt, obwohl die dunkle Fassade Spuren der Zeit trägt.