Clava Cairns
Sehenswürdigkeit | Inverness | Schottland | Großbritannien
Clava Cairns in der Nähe von Inverness, Schottland, ist eine der eindrucksvollsten prähistorischen Stätten Großbritanniens und ein faszinierendes Zeugnis der Bronzezeit. Dieser gut erhaltene Friedhofskomplex, oft auch als Balnuaran of Clava bezeichnet, besteht aus einer Gruppe von Steinhügelgräbern und Steinkreisen, die vor etwa 4.000 Jahren errichtet wurden. Die Anlage liegt in einer malerischen, bewaldeten Umgebung oberhalb des Flusses Nairn und bietet Besuchern einen Einblick in die Bestattungspraktiken und möglicherweise die spirituellen Überzeugungen der Menschen dieser Epoche. Clava Cairns gehört heute zum historischen Erbe Schottlands und wird von Historic Environment Scotland betreut, was seine Bedeutung als Touristenattraktion und archäologisches Juwel unterstreicht.
Der Komplex besteht aus drei Haupthügeln, die in einer Linie von Nordosten nach Südwesten angeordnet sind. Zwei dieser Cairns sind sogenannte Ganggräber, die über niedrige, nach Südwesten ausgerichtete Zugänge verfügen, während der mittlere ein geschlossener Ring-Cairn ohne Zugang ist. Jeder Hügel ist von einem Kreis aus freistehenden Steinen umgeben, deren Höhe abgestuft ist – die größten stehen im Südwesten, die kleinsten im Nordosten. Diese Ausrichtung deutet darauf hin, dass die Erbauer eine besondere Bedeutung auf die Position der untergehenden Sonne zur Wintersonnenwende legten, möglicherweise als Symbol für Tod und Wiedergeburt. Einige der Steine tragen zudem „Cup-and-Ring-Markierungen“, geheimnisvolle Schalen- und Ringmuster, die vor der Errichtung der Cairns eingemeißelt wurden und deren Zweck bis heute spekulativen Theorien unterliegt.
Die Cairns wurden in zwei Phasen genutzt. Die erste Phase datiert auf etwa 2300 bis 2000 v. Chr., als die ursprünglichen Gräber gebaut wurden, vermutlich für die Bestattung weniger bedeutender Personen oder einzelner Anführer, da nur wenige Überreste gefunden wurden. Nach einer längeren Pause wurden die Stätten etwa 1.000 Jahre später, in der mittleren Bronzezeit, wieder verwendet, und es kamen kleinere Monumente wie ein „Kerb-Cairn“ hinzu. Diese Wiederverwendung zeigt, dass der Ort über Jahrhunderte hinweg eine heilige oder kulturelle Bedeutung behielt. Archäologische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Cairns auf einem Gelände errichtet wurden, das zuvor landwirtschaftlich genutzt wurde, was auf eine Veränderung der Nutzung von Wohn- zu Bestattungsfläche hinweist.
Neben den drei prominenten Cairns gibt es in der Nähe, bei Milton of Clava, Überreste eines weiteren Friedhofs mit einem weiteren Cairn, stehenden Steinen und den Resten einer mittelalterlichen Kapelle. Dies deutet darauf hin, dass der gesamte Bereich einst Teil eines größeren Komplexes war. Die Bauweise der Clava Cairns ist charakteristisch für eine regionale Tradition im Nordosten Schottlands, insbesondere rund um den Moray Firth. Insgesamt sind etwa 50 ähnliche Anlagen bekannt, von denen zwölf in der Grafschaft Inverness-shire liegen, wobei die Clava Cairns die bekanntesten und am besten erhaltenen sind.
Die Atmosphäre vor Ort wird oft als mystisch beschrieben, verstärkt durch die umliegenden alten Bäume und die abgelegene Lage. Der Ort hat auch kulturelle Bedeutung erlangt, da er als Inspiration für den fiktiven Steinkreis „Craigh na Dun“ in der populären Serie „Outlander“ gilt, was den Besucherstrom in den letzten Jahren erhöht hat. Dennoch bleibt die Stätte relativ ruhig und lädt zum Nachdenken über die Vergangenheit ein. Informationstafeln erklären die Geschichte und Bedeutung der Cairns, wobei die Präzision der Bauweise – etwa die Auswahl von Steinen nach Größe und Farbe – besonders hervorgehoben wird.
Für Besucher bietet Clava Cairns eine Mischung aus historischem Interesse und natürlicher Schönheit. Der Zugang zu den Gräbern ermöglicht es, die Innenkammern der Ganggräber zu betreten, obwohl diese heute leer sind. Die Steinkreise und die flachen, ungedeckten Hügel laden dazu ein, die Anlage aus verschiedenen Perspektiven zu erkunden. In der Nähe liegt das berühmte Schlachtfeld von Culloden, was einen Besuch oft mit einem Abstecher zu diesem anderen historischen Ort verbindet. Die Pflege der Stätte ist vorbildlich, wobei bewusst auf eine übermäßige Restaurierung verzichtet wurde, um den ursprünglichen Charakter zu bewahren.
Kritik gibt es kaum, obwohl einige Besucher die Anlage als unspektakulär empfinden, wenn sie große Monumente wie Stonehenge erwarten. Andere schätzen gerade die Schlichtheit und die ungestörte Ruhe. Die Nähe zu Inverness macht Clava Cairns zu einem leicht erreichbaren Ziel für Tagesausflüge, besonders für diejenigen, die sich für Archäologie, Geschichte oder die Mythen Schottlands interessieren. Insgesamt ist Clava Cairns ein Ort, der durch seine Altertümlichkeit und die Fragen, die er aufwirft, beeindruckt – ein Fenster in eine längst vergangene Zeit, das sowohl Erkundung als auch Kontemplation belohnt.